Verfolgt man die aktuellen Marathon-Veranstaltungen kommt man derzeit an einem Namen nicht vorbei: Andreas Straßner. Der 39-Jährige ist ein Ausnahme-Athlet, der aktuell in bester Verfassung zu sein scheint. „Straßi“ wie er liebevoll in der Laufgemeinde bekannt ist, gehört zu den stärksten Langstreckenläufern Deutschlands und ist in erster Linie für seine Auftritte auf Halbmarathon- und Marathon-Distanzen bekannt. Daher ist seine Leistung beim Wings For Life World Run mit weltweit über 100.000 Teilnehmern, nur wenige Tage nach dem Marathon in Düsseldorf, umso beeindruckender.
Wenige sind in der Lage den Hebel umzulegen und sich gleich mit einer Ultramarathon-Distanz auszuzeichnen, eine ganz besondere Leistung also. Das ist „Straßi“, der für diesen Wettbewerb als Regulatpro® Teammitglied angetreten war, auf beeindruckender Art und Weise gelungen. Mit 76,77 Kilometern ist er die weiteste Distanz in München gelaufen und war weltweit gesehen die Nr. 2.
Doch wer ist Andreas Straßner? Wie bereitet er sich auf die Großereignisse einer Saison vor und wie geht er mental mit den Herausforderungen eines Laufs um, wenn es anfängt weh zu tun? Wir haben uns im Interview mit Andreas Straßner über die kürzlichen Erfolge und seinem Training ausgetauscht.
Hallo Andreas, haben sich deine Beine mittlerweile von deiner beeindruckenden Leistung beim Wings for Life World Run erholt? 76,77 Kilometer ist ja wirklich eine Hausnummer!
Eigentlich habe ich es ganz gut verkraftet. Am Tag davor haben wir uns neue Bergrucksäcke gekauft und in der Folgewoche waren wir schon wieder in den Bergen ums Kleinwalsertal unterwegs und da lief es ganz gut (lacht).
Wie ist eine solche Leistung eigentlich möglich nachdem du am Sonntag zuvor noch mit einer starken Zeit unter 2h 20min beim Düsseldorf Marathon ins Ziel gekommen bist?
Ich habe mir den Düsseldorf Marathon sehr gut eingeteilt, die zweite Hälfte konnte ich sogar schneller laufen. In der Woche danach habe ich voll auf Regeneration gesetzt und das hat geholfen. Gelaufen bin ich in der Woche aber dennoch. Ich bin jeden zweiten Tag eher kurze Strecken zwischen 6 und 15 Kilometer gelaufen. Außerdem habe ich die Beine ins kalte Wasser des Brombachsees bei Nürnberg gehalten. Ich habe alles gemacht, was der Regeneration dient.
Welche Freude überwiegt mehr? Die über die super Zeit in Düsseldorf oder über die Ultramarathon-Distanz beim Charity-Lauf in München?
Eigentlich überwiegt die Freude über den Lauf in München. Der war einfach etwas ganz Besonderes. Aufgrund des Konzepts und des Charity-Gedankens war er anders als alle anderen Läufe, an denen ich bisher teilgenommen habe. Ich wüsste keinen anderen Lauf, der vergleichbar ist und freue mich auch sehr über das Ganze. Der Wings for Life World Run ist eine komplett andere Form von Laufsport. Normalerweise muss man immer der Erste sein und da ist man der Letzte. Der- oder diejenige, die sich das hat einfallen lassen, war ein cooler Kopf. Es war eine ganz neue Erfahrung. Die Tatsache, dass die Konkurrenz auf der ganzen Welt mitläuft hat es zudem spannend und interessant gemacht. Ich hatte richtig viel Spaß.
Du bist ja eher bei „kürzeren“ Distanzen am Start. Wie hast du dich während deinem, ja, Ultramarathon gefühlt?
Was für den Hobbyläufer der Marathon ist, ist für mich die Ultramarathondistanz. Mir machen die 42 km weniger aus als es für Hobby-Läufer vielleicht der Fall ist, denn in den 12 Wochen Vorbereitung laufen wir ungefähr 12 Mal 35km bis 45km. Beim Marathon kommt es auf die Zeit an. Die Streckenlänge macht da nichts aus. Es kommt auf die Geschwindigkeit an. Für den Hobbyläufer geht es im Vergleich mehr darum die Strecke zu bewältigen. Das ist ein großer Unterschied und dem musste ich mich in München stellen. Ich habe mich aber überraschend locker und gut gefühlt. Ich konnte den Lauf sehr lange genießen, auch mal mit Zuschauern abklatschen und winken. Das kannte ich bisher so gar nicht von mir. Ich hatte sehr viel Spaß!
Welchen Unterschied machte das Konzept mit dem Catcher-Car bzgl. deiner Herangehensweise aus?
Das stimmt, eigentlich hat man immer Durchgangszeiten im Kopf und einen Schnitt, den man laufen möchte – und natürlich die Ziellinie. In München war alles anders. Ich hatte mir schon einen Schnitt von 3:45min/km vorgenommen, aber keiner wusste, wie lange ich ihn durchhalte. Zu Beginn liefen wir ein wenig hinterher, aber ab ca. 25 Kilometer haben wir das Tempo ein wenig erhöht, sodass wir rund 3:47min pro Kilometer gelaufen sind. Das Höhenprofil war etwas anspruchsvoller als bei vielen Marathon-Strecken, sodass es nicht so einfach war eine konstante Durchlaufzeit zu erreichen.
Wie gehst du während eines solchen Laufs mental an die Herausforderung ran? Oder ist es eher „Business as usual“?
Ich war vor der neuen Herausforderung schon sehr aufgeregt. Während ich beim Marathon schon Routine und Rituale habe, war hier alles neu und ungewohnt. Vorm Marathon gehen wir 5 Stunden vorher nochmal 4 Kilometer einlaufen. Vorm Ultramarathon habe ich mich das nicht ganz getraut. Deswegen ist alles nicht ganz nach Schema F gelaufen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht ganz genau, was die richtige Herangehensweise ist. Beim Marathon habe ich eine langjährige Erfahrung auf die ich zurückgreifen kann. Da haben mir in München dann die Verpflegungsstationen alle 5km den gewohnten Rhythmus gegeben und ich habe versucht alles Marathon-ähnlich abzuspulen. Es hört sich sau blöd an, aber es war mir fast schon ein wenig langweilig. Meine Freundin hat mich immer wieder bei Laune gehalten. Man versucht es sich im Kopf etwas einfacher zu gestalten, indem man sich über einen Ort freut, wo Leute am Rand stehen. Man hangelt sich so von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation und von Dorf zu Dorf. Es ist anders als beim Marathon, aber gleichzeitig nicht schwerer glaube ich.
Kann man mentale Hürden bereits im Vorfeld abbauen? Ist mentale Stärke trainierbar?
Ja, natürlich kann man das. Ich stelle mich im Training auch immer wieder neuen Herausforderungen, um mich auch mental zu trainieren. Wir machen immer wieder sehr schwere Einheiten. Die mentale Härte kommt daher, dass man die Einheiten auch durchsteht, obwohl man müde Beine hat, es schlechtes Wetter ist oder obwohl man lange gearbeitet hat. Das wichtigste ist es Abwechslung ins Training reinzubringen. Man kann Hürden zu Fall bringen, indem man unterschiedlich Ansätze und Trainingsmethoden wählt, um zum Ziel zu kommen.
Wie sah deine Vorbereitung auf die Saison in diesem Jahr aus? Hast du dein Training auf die Marathon-Distanz ausgelegt?
Ja, auf jeden Fall. Ich war im Winter zweimal im Trainingslager, eine Woche auf Mallorca und 10 Tage in Portugal. Es war eine klassische 12-Wochen-lange Marathonvorbereitung.
Du bist ja recht spät professionell in den Laufsport eingestiegen und bist beruflich auch anderweitig tätig. Wie vereinbarst du Training und Beruf?
Ich habe ein recht gutes Zeitmanagement und bekomme so alles unter einen Hut. Ich gehe ab und zu vor der Arbeit laufen, was aber eher selten ist. Am Wochenende wird eher lang trainiert. Für mich ist es ansonsten ganz wichtig nachhause zukommen und gleich loszulegen. Sobald man andere Dinge davor macht, kostet es immer mehr Überwindung. Alles andere kann warten und wenn es wirklich wichtig ist, kann man es auch immer noch nach dem Laufen erledigen.
Deine Freundin, Julia Galuschka, ist ebenfalls eine starke Langestreckenläuferin. Hilft das bei der Gestaltung des Trainings?
Ja, es hilft mir sehr. Es ist schön, wenn wir gemeinsam zu einem Training starten oder zusammen ins Trainingslager fahren. Natürlich hilft es mir auch, eine Partnerin zu haben, die die gleichen Interessen hat und genauso laufverrückt ist wie ich.
Das Training zahlt sich im Ergebnis aus und die Erfolge schlagen sich in neuen Sponsoren nieder. Seit kurzem arbeitest du mit Regulatpro® zusammen. Was hat es bei dieser Zusammenarbeit auf sich?
Die Marathonvorbereitung Ende 2017 lief bei mir nicht so ganz rund. Dann begann ich auf Empfehlung Regulatpro® zu nehmen und diesmal kam ich richtig gut durch die 12 Wochen. In der Zwischenzeit hat sich eine Zusammenarbeit herauskristallisiert. Normalerweise bin ich skeptisch was Nahrungsergänzungsmittel angeht, man muss extrem aufpassen, was man zu sich nimmt. Es ist ein komplett pflanzliches Produkt, rein natürlich. Die Wirksamkeit liegt in der Fermentationsformel. Durch die mehrstufige Fermentierung werden die Nährstoffe besser vom Körper aufgenommen. Der Prozess nennt sich Kaskadenfermentation und ist patentiert. Die schnelle Regeneration zwischen den beiden Läufen führe ich auch darauf zurück.
Dein Coach, Sebastian Reinwand, hat sich für die im August stattfindende Heim-EM in Berlin qualifiziert. Wirst du ihn nach Berlin begleiten?
Ja, ich werde auf jeden Fall an der Strecke sein, um ihn zu unterstützen. Sebastian ist ein absoluter Spitzenathlet und ich freue mich sehr für ihn, dass er sich die Teilnahme erarbeitet hat.
Inwiefern wirst du ihn in den nächsten Wochen unterstützen können?
In unserem Team helfen wir uns immer. Wir kombinieren unser Training und sprechen auch viel drüber. Er ist sehr motiviert und ich versuche ihn manchmal sogar ein wenig zu bremsen – nicht, dass er darauf hören würde (lacht). Wir unterstützen uns, wo es nur geht.
Wie sieht der Plan für den weiteren Saisonverlauf aus? Welche Ziele hast du dir gesteckt?
Darüber mache ich mir gerade Gedanken und es kann schon sein, dass der Wings for Life World Run meine eigentliche Planung etwas verändert. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.